#15306

Am 20.08.23 schrieb

Barbara Silla-schümann

Lieber Bodo Warnke,

am Donnerstag durfte ich im Deutschen Haus Ihr großartiges Konzert erleben.
Diese neue Kombination hat mich total begeistert.
Enttäuscht war hier lediglich von dem Lied " Der Vogelsänger". Ich bringe es nicht zusammen, wie Sie in "Hambacher Forst" emphatisch für die Achtung und Bewahrung der Natur singen, in "Nicht in meinem Namen" die Hinrichtung von Menschen verurteilen und im "Vogelsänger" Mitgeschöpfe zur Belustigung töten, die, genauso wie wir, ein uneingeschränktes Recht auf Leben haben. Wieviel freudevoller wäre es doch, sich vorzustellen, wie der Vogelfänger die Vögel mit seinem Mundharmonikaspiel so verzaubert, dass sie sich in Scharen bei ihm niederlassen; z.B. "Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der sitzt so gern auf meinem Kopf !"
Ich schreibe Ihnen diese Zeilen nicht als Vorwurf, sondern als Feedback einer ansonsten großen Anhängerin Ihrer Musik.

Herzliche Grüße
Barbara Silla-Schümann

Bodo und sein Team schreiben dazu:

Liebe Barbara,

hier schreibt Dir Sven, Bodos Regisseur. Ich gebe zu Bedenken, dass die Wahrnehmung eines Widerspruchs in einem bestimmten Blickwinkel begründet sein kann, der nicht Bodos Blickwinkel ist. Ich biete darum den anderen Blickwinkel als Gedankenexperiment an, und Du kannst schauen, ob es für Dich auf diese Weise stimmiger wird.

Bodo singt Lieder wie "Hambacher Wald" und "Nicht in meinem Namen", aber auch "Das System", "Ein Tag ohne", "Regen (in der Klimawandelmut-Edition)", weil er sich damit real existierende Missstände und ihre Mechanismen beschreibt, sich gegen sie ausspricht und gegebenenfalls sogar Lösungsvorschläge macht. Er zeigt Verbindungen auf, wo sie für andere nicht sofort lesbar sind (in "Die Lösung", "Nicht in meinem Namen") oder beschreibt Utopien als Inspiration und Impuls ("Das falsche Pferd", "Das Land, in dem ich leben will").

"Der Vogelfänger" hingegen ist eine Phantasie. Es findet nur in der Vorstellung statt. Es ist damit auch kein Aufruf verbunden, es ihm nachzutun. Die Phantasie existiert nicht länger als das Lied dauert. Für diesen Zeitraum bietet Bodo an, sich auf die Phantasie und das komische Potential darin einzulassen. Mindestens die Reime sind sehr witzig, die Bezüge zu den Vorbildern sind teilweise absurd und grotesk (und damit wie auch Absurdes Theater und die Groteske eine Kunstform, die zum Lachen einlädt) und auch im Aufeinandertreffen der sanften, freundlichen, kindlichen Musik und dem furchteinflößenden Text steckt viel Komik in Form von Satire und Persiflage.

Das mag dann immer noch nicht jeden Geschmack treffen, aber zumindest ist es unter diesem Blickwinkel kein Widerspruch: das eine existiert real und ist darum mit dem nötigen Ernst zu betrachten, das andere ist reine Vorstellung und kann darum mit Leichtigkeit angenommen und auch anschließend unmittelbar wieder losgelassen werden. Bodo verlängert durch nichts in diesem Lied dessen Wirkung in eine Zeit oder einen Raum nach dem Ende des Liedes. Es ist kein Aufruf, es beschönigt nicht das Artensterben, es rechtfertigt nicht die Vernichtung des Lebensraum der Vögel. Es existiert nur für sich.

Ich hoffe, ich konnte mit dieser Betrachtungsweise den Widerspruch auflösen.

Häufiger höre oder lese ich, dass etwas, was man bei einem Künstler - oder jeder anderen Person, die man schätzt - hört, sieht oder liest, überhaupt nicht zu dem passe, was er/sie sonst tue. Ich wünsche mir dann immer, die Kritisierenden suchten nach dem, was die Kongruenz herstellen kann.

Die betreffende Person wird sich sicher nicht mit Absicht widersprechen, also liegt es nahe, dass es aus ihrer Perspektive etwas gibt, worin die infrage stehende Handlung ausgesprochen logisch, kongruent, konsistent und folgerichtig erscheint. Da die Kritiker i.d.R. erst mal nicht dieser Meinung sind - sonst würden sie es nicht als absurd erleben - kann der Wechsel in die Perspektive der anderen Person in jedem Fall eine Erweiterung des Horizontes, einen interessanten Gedanken oder einen wertvollen Impuls bedeuten. Wodurch sich schlussendlich vermutlich sogar der Widerspruch auflösen lässt. Was nicht heißt, dass man einer Meinung sein muss, aber zumindest erscheint dann das Gehörte nicht mehr widersinnig.

Herzliche Grüße!
Sven


#15305

Am 20.08.23 schrieb

Ilse Petersen

Hallo ! Wir waren am Donnerstag im Deutschen Haus in Flensburg zum Konzert im Rahmen des SHMF: einfach genial....alle waren total begeistert!
Dort hat Bodo angekündigt, dass er im Oktober im Schauspielhaus in Hamburg König Ödipus spielt.....wir konnten nichts finden, weder auf eurer Seite noch auf der Seite des Schuspielhauses!? könnt ihr uns dazu etwas sagen?
Viele Grüße aus Schafflund
Ilse Petersen

Bodo und sein Team schreiben dazu:

Hallo Ilse, wir werde am Freitag gegen Mittag dazu eine Meldung auf Bodos Homepage veröffentlichen. Wenn Du den Konzertkurier abonnierst (siehe Termine/Tickets auf der Homepage), bist Du auf jeden Fall auf dem Laufenden. Schöne Grüße von Bodos Team


#15304

Am 19.08.23 schrieb

Lutz Boortz

Geschmacklos , ein Lied über das töten von Tieren zu singen..Technik war katastrophal in der Muk in Lübeck..


#15303

Am 19.08.23 schrieb

Frank Höfs

Sehr geehrter Herr Wartke,
"Jetzt oder Sinfonie" ist ein grandioser Ansatz. Das Funkhausorchester setzt die Melodien tiefgründig um.
In Lübeck konnte am 18.08. dies Potential für das Parkett-Publikum nur anfangs entfaltet werden.
Nachdem die Technik sicherstellte, dass auch die Ränke etwas hörten, war es phasenweise vorrangig laut - sehr laut. Auf das laute Orchester wurde dann ein noch lauterer Sänger gesetzt. Nach der Pause war das Quietschen des Sängers beseitigt.
Die Technik wurde Ihnen und Ihrem Orchester nicht gerecht.
In den letzten Jahren waren Ihre Vorstellungen in unterschiedlichsten Formaten stets rund gewesen.
Mit freundlichen Grüßen Frank